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Autoteilen in Köln im Sommer 2016

Über neue Entwicklungen im CarSharing berichtete die Rhein-Schiene in der Ausgabe 54 vom Winter 2014/2015. Dabei wurde das klassische CarSharing (in Köln cambio, früher bekannt als StattAuto) dem neuen Free-Floating CarSharing (car2go, DriveNow) gegenübergestellt und Unterschiede in Preis, Nutzergruppen, individuellem Verhalten und Umweltauswirkungen herausgearbeitet.

Ich habe in den 18 Monaten seit Erscheinen der Rhein-Schiene 54 weiterhin alle drei CarSharing Anbieter genutzt, da ich als Großstadtbewohner natürlich kein eigenes Auto besitze, auf dessen Komfort aber dennoch manchmal nicht verzichten will.

Seit einiger Zeit bieten zwei der drei Anbieter (cambio und DriveNow) auch Elektrofahrzeuge an. Sie sind brandneu, bequem und nach einer kleinen Eingewöhnungsphase kaum anders zu fahren als andere Autos auch. Allerdings müssen die cambio-Autos natürlich nach wie vor nach jeder Ausleihe an die Station zurückgebracht und dort wieder mit dem Aufladekabel verbunden werden. Das ist relativ umständlich, denn man braucht nicht weniger als drei Medien: die cambio-Karte zum Starten der Miete, den Autoschlüssel zum Entsperren der Kabelverriegelung am Auto und dann noch die Ladestationskarte, um dort das Kabel ein- und auszustecken. Besonders ärgerlich ist, daß man auch nach einer kurzen Fahrt, wenn der Akku des Autos noch zu 99,5% voll ist, gezwungen wird, das Ladekabel bei der Rückgabe wieder anzuschließen, was einige Minuten in Anspruch nimmt und bei Regenwetter mitunter sehr unangenehm sein kann.

Im Unterschied dazu können die i3-BMWs von DriveNow, wie beim FreeFloating CarSharing üblich, stets an jedem Ort abgestellt werden. Ein Anschließen des Ladekabels ist nicht erforderlich. Der Nachteil ist dann natürlich, daß es schon ab und zu mal Herzklopfen verursacht, wenn man ein solches Elektroauto gebucht hat, dann einsteigt und merkt, daß der Akkustand nur noch 10% beträgt. Das reicht nur noch für etwa 10 km – schaffe ich es damit überhaupt zum Hauptbahnhof, oder bleibt das Auto unterwegs stehen und dann ist mein Zug weg?

Eine Besonderheit gibt es bei car2go: das Unternehmen war bisher zweigleisig gefahren und bot sowohl FreeFloating CarSharing mit den kleinen blau-weißen Smarts als auch stationsbasiertes CarSharing mit schwarzen B-Klasse Mercedes an. Ab Juni 2016 wird car2go letzteres nun aufgeben und die Mercedes Autos dem FreeFloating-System anschließen, so daß man dort dann, wie bisher schon bei DriveNow mit den BMWs und Minis, zwei verschiedene Fahrzeuggrößen zur Auswahl haben wird, die man (fast) überall in Köln abstellen kann.

Aus meiner Sicht hat car2go hier den Trend der Zeit erkannt. Das stationsbasierte CarSharing ist ein Auslaufmodell. Einwegfahrten mit dem CarSharing Auto sind praktischer, und auch ökologischer, da die Rückfahrt per Pkw oft entfällt und dadurch weniger Pkws durch Köln fahren. Auch müssen beim stationären CarSharing stets Parkplätze vorgehalten werden, die leerstehen, wenn das Auto ausgeliehen ist.

cambio

Dazu kommt, daß cambio (bis auf wenige Renault ZE Elektrofahrzeuge) nur Diesel-Pkw im Angebot hat, und deren Nutzung kann ich – in der Folge von Dieselgate – nicht mehr mit meinem Gewissen verantworten. Hoffen wir also, daß auch cambio als Pionier des CarSharing in Köln diesen Trend erkennt und ein innovatives, neues Autoverleihsystem entwickeln wird.


Nachtrag (11.07.2016): Bei cambio hat man diesen Artikel gelesen und fühlt sich nicht wohl mit der hier geäußerten Kritik.

cambio schreibt im kürzlich erschienenen Blogbeitrag:

CR: cambio hat dagegen feste Stellplätze, für die cambio auch an die Vermieter bezahlt. Wir mieten die Stellplätze an, damit unsere Nutzer nicht in die Verlegenheit kommen, zum Beispiel im Feierabendverkehr nach einem Parkplatz suchen zu müssen.

Und das ist genau der Unterschied. Bei cambio werden nur die Autos geteilt, nicht die Stellplätze. Letztere sind privat. Das hat mit „teilen“ nichts mehr zu tun, das ist Luxus und nicht sozial.

Free-Floating Carsharing führt hingegen dazu, daß sowohl die Autos als auch die Parkplätze von allen Menschen geteilt werden. Das ist egalitär und sozial. Deswegen gehört dem Free-Floating Carsharing die Zukunft!

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